Rede zur Ausstellungseröffnung ``Material Papier`` am 22. September 2012, in der Galerie Mönch
Von Michaela Nolte

Noch greifen wir beherzt zum Buch, reiben uns die Druckerschwärze beim Zeitunglesen an den Fingern ab. Mittlerweile gehört das Papier dennoch zu den bedrohten Spezies. Auch in der bildenden Kunst, wo es nach der Höhlenmalerei zu den ältesten künstlerischen Werkstoffen zählt. Vornehmlich als Träger der Zeichnung, deren Unmittelbarkeit uns das Denken eines Künstlers auf faszinierende Weise nachvollziehbar werden lässt. Dass das heutzutage auch in anderen, nichtpapierenen Medien zu eindrucksvollen Ergebnissen führen kann, beweisen nicht zuletzt die Video-Zeichnungen von Betina Kuntzsch.

Mit der Ausstellung „Material Papier“ möchten wir das Augenmerk jedoch auf die faszinierenden Möglichkeiten und Ausdrucksfähigkeiten richten, die das ganz konkrete Papier über die klassische Zeichnung hinaus eröffnet. Die fünf ausgewählten Künstler erforschen auf ihre jeweils sehr eigene Art das Material Papier und seine ganz besondere Speicherfähigkeit. Was sie bei aller Unterschiedlichkeit vereint, sind Reisen der Erinnerung, die sich in den verschiedenen Handhabungen palimpsestgleich ablagern. Bei Carola Czempik und Helmut Klock sind es Reisen in die Literatur, bei Gerhard Walter Feuchter, Reiner Mährlein und Tamer Serbay Exkursionen zu den Urelementen.

 

Bei Gerhard Walter Feuchter entfaltet das Papier eine völlig andere als seine übliche Stofflichkeit. Mit der rauen Oberflächentextur, die durch die Technik des Papiergusses entsteht, betont Feuchter den handwerklichen Prozess und hat darin zudem seinen typischen Duktus gefunden. Einen Kontrast zum Naturstoff – der bisweilen zusätzlich mit Asche oder Gras vermischt wird -, bilden die chemischen Acrylfarben und die geometrisch klaren Zeichen. In den drei Arbeiten der Serie „Erfindung des Rades“ wird die fast reliefartige Konsistenz durch Kreuz und Kreis oder durch eine Linie konterkariert oder eben durch zwei Pfeile, die sich um eine zentrale graue Achse gruppieren. Auffallend ist außerdem die Zweiteilung der äußeren Kreisform, die den Zwischenraum akzentuiert, den Zeichen und dem Zeichenhaften so zugleich eine Objekthaftigkeit verleiht. Wie auch in der „Reihung“oder der unbetitelten Arbeit aus der Serie „Schnittwerke“, wo der Raum durch herauslappende Rechteckformen mit einbezogen wird. Wie rote Fahnen ragen sie aus dem seriellen „Schnittwerk“, das zwischen Fenster- und Höhlen-Öffnung changiert. In der „Reihung“ unterstreicht der 1945 geborene Maler die Dreidimensionalität der fünf seriellen Papierelemente durch eine schlichte Eisenstange.

 

Zwischen den Urelementen und den gegenwärtigen Materialien, zwischen imaginären und konkreten Formen entstehen aus dem Material Papier vielschichtige Palimpseste. Als ein ebenso natürliches wie großartiges Palimpsest hat der britische Schriftsteller Thomas de Quincey unser Gehirn beschrieben. Wir hoffen, dass sich die Arbeiten rund um das „Material Papier“ von Carola Czempik, Gerhard Walter Feuchter, Helmut Klock, Reiner Mährlein und Tamer Serbay als spannende weitere Schichten in Ihrem Denken einschreiben.

Auszüge aus der Einführungsrede von Christoph Cless anlässlich der Eröffnung der Ausstellung ``Signale`` von Gerhard Walter Feuchter in der Kulturhalle Tübingen am 6. Oktober 2005.

Signale

Über das Jahrzehnte kontinuierlich gewachsene Werk des Künstlers ist schon einiges gesagt und geschrieben worden. In dieser Ausstellung sehen Sie fast ausnahmslos Arbeiten, die bisher noch nicht öffentlich ausgestellt waren. Ich möchte deshalb direkt an diesen neuen Arbeiten anknüpfen. Signum heißt ja nichts anderes als „Zeichen“. In unserem Sprachgebrauch allerdings verbindet sich mit dem Wort Signal eine besondere Intensität. Manche Zeichen können leicht übersehen oder überhört werden. Das lautlose Rauchzeichen in der Ferne. Die flüchtige Geste. Es gibt versteckte Zeichen.
Im Lateinischen wird das Zeichen zum Signal, wenn es ertönt: Signa canunt – die Signale erschallen. Akustisch oder visuell – das Signal zielt auf Resonanz, es macht sich geltend. Erwünscht oder aufdringlich. Wie der rote Lippenstift: „Signal“-Farbe. Wie das Martinshorn: Lautstärke. Signale fordern Aufmerksamkeit. Sie locken an, stoßen ab, schließen aus: Nichtraucher! Bitten um Hilfe: SOS! Befehlen: Angriff! Rückzug! Re-Signation heißt ursprünglich: im Krieg die (Feld-) Zeichen zurückstecken. Signale warnen: Achtung: Atomtransport! Oder, auf ganz eigene Weise, das menschliche Antlitz in seiner ungeschützten Nacktheit – es signalisiert dem Anderen: Ich bin verletzlich, übernimm Verantwortung für mich! (E. Levinas).

Das Signal ist ein Imperativ. Manchmal gewaltsam, manchmal zutiefst menschlich, oft lebensnotwendig: Was kann passieren, wenn ein Signal missverstanden oder missachtet oder falsch gestellt wird! Kommunikationsfehler können tödliche Folgen haben.
Der Imperativ wirkt nur, wenn er eine präzise Information oder Botschaft vermittelt. Und wenn der Adressat den Code kennt. Das Signal funktioniert nur in einem klar kodifizierten und akzeptierten Bedeutungszusammenhang. Ohne diese Voraussetzung läuft nichts. Wer noch nicht lange von einem Auslandsurlaub zurück ist, wird dem zustimmen: „Wegweiser können eine Landstraße in ein Labyrinth verwandeln“ (S.J. Lec).
Vielleicht spielen solche oder ähnliche Gedanken und Erfahrungen eine Rolle, wenn G.W. Feuchter vom „Zeichen“ zum „Signal“ übergeht. Nach meinem Eindruck werden einige der unter dem neuen Titel versammelten Arbeiten Feuchters in Form und Farbe „lauter“ gegenüber den früheren eher zurückhaltenden Arbeiten. Auch sind die Oberflächen oft nicht mehr so materialintensiv, reliefartig und daher im Licht- und Schattenspiel changierend, was ja Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit evoziert, sondern eher glatter in der Fläche, schärfer, eindeutiger in der Farbigkeit und vor allem in den eingeschriebenen Strukturen.

Das könnte zusammenhängen mit Feuchters zunehmendem Interesse an den gebräuchlichen Signalen der Jetztzeit. An ihrer Funktion, präzise Informationen zu vermitteln, damit Kommunikation gelingen kann. Im computerisierten Informations-zeitalter hängt daran – fast – alles. Der globalen Reichweite von praktisch zeitlosen Informationsflüssen entspricht ja wachsende gegenseitige Abhängigkeit: die Welt ist zum Dorf geworden, in dem jeder alles vom anderen weiß, aber auch wissen muss.
Im Bereich naturwissenschaftlicher Welterfassung wird selbst das „Organische“ begriffen als unaufhörlicher alles durchwirkender Informationstransfer. Wenn es gelingt, die Codes zu knacken, kann man verändernd und steuernd in diesen Informationsfluss eingreifen. Welt und Mensch können quasi schöpferisch „neu“ erfunden werden. In welchem Interesse auch immer. Zum Segen oder zum Fluch. Selbst religiöse Vorstellungen könnten abhängig werden von (neu-)programmierten Gehirn-Dateien und gesteuertem Signalfluss. So vermischen sich Technisches und Humanes in einer Weise, die beides unterschiedslos ineinander verschwimmen lässt.

Unsere Welt wird immer mehr zu einer Welt der Signale. Wir können dieser Entwicklung nicht entgehen, auch nicht den mit ihr verbundenen Bezeichnungs- und Deutungszwängen. Die Frage ist nur, wer Bezeichnungskompetenz und wer die Deutungshoheit innehat, also darüber bestimmt, in welcher Welt wir leben werden. Der Künstler als Zeitgenosse ist in all diese Kontexte involviert. Aber vielleicht kann Kunst dazu beitragen, einfach dadurch, dass sie Kunst ist: Bedeutungszwänge auflöst, konventionelle Bedeutung als solche bewusst macht, ja, Bedeutung wegnimmt, dass so etwas wie anarchische Spielräume entstehen.
Um Abstand zu gegenwärtig Aufgenötigtem zu gewinnen, kann Kunst auch Abgelegtes im Inventar des Menschlichen wiederentdecken. Feuchter fasziniert, dass Signale der Jetztzeit, und da schließt sich für ihn ein Kreis, zugleich an archaische Zeichen erinnern. Icons auf dem Bildschirm, Symbole für Schaltungen, die technische Zeichensprache überhaupt, gewinnt daraus für ihn einen besonderen Reiz. Die Verwandtschaft von „neuen“ und „alten“ Zeichen oder Signalen könnte darauf hinweisen, dass das Inventar von Zeichen nicht unendlich ist – könnte das eine heilsame Grenze anzeigen? Übrigens auch im Bereich der Kunst – bestimmte Zeichentypen tauchen immer wieder auf (vgl. Tondi-Serie am Eingang, die Feuchter „Signale der Moderne“ nennt).

So lässt sich weiter fragen: Was macht eigentlich eine Form zum Zeichen, zum Signal? Welche Formen lassen Signalwirkung erzielen? Feuchter sieht die Wirkkraft der Signale in einer gewissen Elementarität ihrer Formensprache. Deshalb versucht er in Signalen der Jetztzeit Elementarformen aufzuspüren und freizulegen. Zum Beispiel können Verkehrszeichen aus dem Straßenverkehr „formale Qualitäten“ aufweisen und damit zurückverweisen auf „alte“ Zeichen oder auch uralte Formen wie mikrokosmische Strukturen.
Über die Zeiten hinweg finden sich so miteinander korrespondierende Spuren mensch-licher Orientierung und Weltaneignung. Alte Zivilisationsformen wie Winkel, Keil, Messlatte oder Zelt, Haus, Tisch, Schale, Schild, Pfeil, Lanze, Fahne, Wegweiser, Boot, Stele, Kreuz usw. tauchen wieder auf in – anscheinend – ganz anderen Kontexten der Gegenwart. Gibt es also bei allen Unterschieden und Gegensätzen doch so etwas wie anthropologische Konstanten oder verdichtete Erfahrungen, die wieder aufzugreifen kritische Grenzüberschreitungen signalisieren könnten?
Unter Rückgriff auf alte Zeichensprachen versucht der Künstler, Informationsprozesse in unserer Gegenwart sichtbar zu machen, die ubiqitär verlaufen und doch unsichtbar bleiben wie eben der Funkverkehr, den wir in der Regel gedankenlos selbstverständlich benutzen, wenn nicht gerade ein – nicht zu übersehender – Sendemast in unserer Nähe aufgestellt wird, und wir plötzlich schädigende Strahlenwirkung befürchten. Dabei sind es oft nicht die Strahlen, sondern die transportierten Inhalte, die gefährlich sind.

Auf einem der Bilder (Abbildung 3) sehen wir ein Bauwerk, das monumental und solitär die ganze Bildlandschaft beherrscht. Von seiner Spitze aus werden in alle Himmelsrichtungen Strahlen ausgesandt. Oder ist der Sendemast eher eine Empfangsantenne? Der Mast erinnert an Stelen alter Zeit auf den Gipfeln heiliger Berge, einst magische Anziehungspunkte, wo sich kosmische oder transzendente Einstrahlungen kreuzten. Das architektonische Gebilde jedenfalls setzt solche Erinnerungen frei, die getreppte Form erinnert an pyramidale Sakralbauten. Aber heute: Technik statt Religion, oder technische Weltaneignung als Religion?
Ein anderes Bild (Abbildung 4): Wieder ein architektonischer Unterbau, klotzig wie eine uralte Festungsanlage, abweisend bis in ihre Eckspitzen, beängstigend. Zwischen den Eckspitzen ein Spannungsbogen. In der Fläche gesehen als spitzes Oval, im Raum auch als Kreislauf denkbar. Das erinnert an unsichtbare, vielleicht magnetische Kraftfelder, Kräfteströme, man könnte auch an die monströsen Anlagen zur atomaren Teilchenbeschleunigung denken oder an ein geschlossenes System der Informationsvermittlung, das global ausgreift, alles in sich einbegreift.
Ein ganz anderes Beispiel des Ineinander von alten und neuen Grundformen bietet das Gehänge mit den braunroten Formen (Abbildung 8). Sie erinnern, von links nach rechts gelesen, zuerst an Blattformen, dann an Bootsformen, schließlich an Raketen. Mutationen der Zivilisation und der aktiven Be-Deutung ihrer elementaren Zeichen? Hinweis auf eine zivilisatorische Verfallsgeschichte oder elementare Entscheidungs-möglichkeiten von Weltaneignung – auch noch heute?

Feuchter bleibt nicht im Archaischen stecken, er betreibt keine bloße Archäologie, es sei denn, wie W. Springer einmal formuliert hat: eine kritische „Archäologie der Gegenwart“. Das zeigt auch ein Blick auf die „Tondi“: einzelne große Rundformen oder seriell gehängte. Der Tondo – eine alte Form, nicht nur als Gebrauchsform wie das Rad, sondern auch als Bildformat in der Kunst. Das vielleicht eher zufällig, weil Künstler früherer Zeiten die Deckel von Weinfässern, die sie vorher geleert hatten, als naheliegenden Malgrund benutzten. Oder weil die runde Form als symbolischer Ausdruck von Vollkommenheit galt. Wie auch immer. In Feuchters Arbeiten waren Kreise oder Kreisausschnitte schon lange zu sehen, aber irgendwann wollte er das Rund als äußere Bildform aufgreifen. Man kann dabei an das alte Sonnenradsymbol denken, an Amulett, Münze, oder anthropomorphe Gestaltelemente.
Manche Tondi wirken archaisch und erinnern zugleich an moderne Straßen-verkehrszeichen. Die Tondi – Serie (Abbildung 6), hier wie eine Schutzschilderphalanx gehängt …. erinnert an das verborgene Räderwerk der Geschichte – wer weiß, welche aktuellen Bewegungen aus uralten Antriebskräften herrühren … Archaisches und Modernes greifen vielleicht noch ganz anders ineinander als an der Oberfläche sichtbar ist. Doch, so tröstet uns ein anderer Künstler, Francis Picabia: „Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“

Nach diesem kleinen „Rund-Gang“ durch die Ausstellung könnte die Frage auftauchen: Erschöpft sich eine Kunst, die sich mit dem Thema „Signale“ beschäftigt, in so etwas wie einer bildnerischen Semiotik, in der Analyse von Zeichen und Zeichensystemen, von Bedingungen von Kommunikation und ihren Abläufen? Ist eine Kunst, die Signale setzt, selber eine Art Schildermalerei, wenn auch in tieferem Sinn?
Das Wort Zeichen impliziert die Unterscheidung von Form und Inhalt. Das Zeichen deutet auf ein Anderes hin. Auf einen Inhalt jenseits seiner selbst. Wie das Warnzeichen auf eine Gefahr oder eine irdische Form auf einen transzendenten Inhalt. Das Signal-Zeichen in diesem Sinne ist keine eigene Schöpfung, sondern lediglich Abbildung. Illustration. Be-Zeichnung.
G. W. Feuchter malt keine Schilder, weder als Wegweiser ins Metaphysische noch für einen geschichtsphilosophischen Lehrpfad. Als Künstler stellt er Beziehungen her zwischen Formen, Zeichen, Strukturen, zitiert Altes im Neuen, Neues aus Altem, bringt miteinander ins Spiel, regt Phantasie an. Und so tut er genau das nicht, was im herkömmlichen Sinn und zum üblichen Gebrauch das Zeichen zum Zeichen, besonders zum Signal macht: er definiert nicht. Vielmehr bricht er aus der Konvention aus, gibt Formen wieder frei aus sie definierenden Bedeutungen.

Dem Künstler ist natürlich bewusst, dass beim Betrachter seiner Bilder, auch bei ihm selbst, im Prozess der Arbeit und danach, Assoziationen ausgelöst werden. Bedeutungen assoziiert werden. Die Unterscheidung von Form und Inhalt ist notorisch virulent, wirkt (fast) immer mit bei der Rezeption von Kunst. Daher kommt ja die unvermeidliche Betrachterfrage: „Und was wollen Sie jetzt damit sagen?“ Den Künstler lässt die Frage des geneigten Betrachters zusammenzucken: Ich illustriere nicht. Ich deute nicht auf anderes hin. Meine Kunst ist, was sie ist. Sie zeigt sich selbst. Als eigene Wirklichkeit! Meine Kunst ist „bedeutungslos“!
Deswegen hat wohl einst Max Bill für seine nicht abbildende Kunst den Begriff „Abstrakte Kunst“ abgelehnt. Nur abbildende Kunst abstrahiert, nicht abbildende Kunst ist konkret. Nicht hintergehbar. Eben sie selbst und nichts anderes.
Freilich, so verstehe ich Feuchters Arbeiten: Er lässt die Bedeutungsfrage zu, stellt sich auch eigenen Assoziationen und arbeitet sie durch, aber dabei verlässt er die Ebene konventioneller Identifikationen. Seine „Signale“ signalisieren sich selbst. Er sagt: „Meine Signale sind eine Form von Form“. Darum geht es ihm eigentlich, um den formalen bildnerischen Reiz des Zeichens, das in sich selbst steht und sich abhebt von seiner Umgebung. Er sagt: „Das Signal hat Bedeutung, aber so, wie ich selber schon viele geläufige Signale (zum Beispiel Seezeichen, vgl. Abbildung 5) nicht entschlüsseln kann, und sie doch eine Wirkung, eine Präsenz haben, so interessiert mich im Grunde nicht die konventionelle Bedeutungsebene, sondern die spontane Freude oder das Erschrecken über hervortretende Andersartigkeit…

Für Feuchter ist das Zeichen nicht mehr und nicht weniger als eine Form mit eigener Präsenz. Das spürt grade der, der es nicht auf eine Bedeutung hin dechiffrieren kann. Ihm stehen keine Bedeutungen mehr im Weg, und so wird er von dieser Form auf eine ganz andere, unmittelbare Weise angesprochen. In diesem Sinn gehen vom Kunst-Signal Wirkungen aus, aber keine Bedeutungen. Die an Bojen erinnernden Formen auf dem grünen Bild geben keine Wege vor. Hier geschieht die Aufhebung von Bedeutung. Befreiung der Form zu sich selbst. Hier gibt es nichts zu begreifen, hier kommt Neues auf uns zu.
Wenn Kunst, wie Feuchter sagt, von Künden kommt, dann muss sie Neues oder Vertrautes neu ins Spiel bringen.
Könnte man also sagen: Das Kunstwerk signalisiert im Material des Alten sich selbst als ein Neues? Das wohl hieße dann – „Signale setzen“.

Christoph Cless

Biographie:

1945 geboren in Öhringen
1971-1975 Studium an der Kunstakademie Stuttgart
bei H.-M. Erhardt und
Prof. K.R.H. Sonderborg (Malerei)
1974/75 Tutor
1976 Mitgründung der Galerie Nerotal 47; Wiesbaden
(später Galerie Boogie-Woogie)
ab 1986 Lehraufträge am Zeicheninstitut der Universität Tübingen
1994/95 kommissarischer Leiter
1988 Gast des Art-Departments der State University of Michigan;
Ann Arbor/USA
1992/93 Ausstellungstournee durch Südamerika
Gerhard Walter Feuchter lebt und arbeitet in Tübingen

Einzelausstellungen (Auswahl)

1980 Galerie I.+ R. Peter, Basel
1982 Galerie Boogie Woogie, Wiesbaden
Galerie im alten Schlachthaus, Tübingen
Galerie I.+ R. Peter, Basel
1985 Galerie in der alten Wäscherei, Offenburg
1986 E. F. M. Rieber, Blaubeuren (Künstlerbuch)
Galerie Mönch, Berlin (Künstlerbuch)
1987 Zehntscheuer Rottenburg (mit H. Erath)
1988 Art Association, Ann Arbor (USA)
1989 Galerie Haagtor, Tübingen (Künstlerbuch)
1991 Galerie Altes Schlachthaus,Tübingen (Katalog)
1992 Galerie Mönch, Berlin
Museo Nacional de Arte, La Paz (Bolivien)
Casa de la Cultura, Santa Cruz (Bolivien)
1993 Kunstverein Heidenheim
Centro de Arte, Lima (Peru)
Museum Burg Beeskow bei Frankfurt/Oder (Künstlerbuch)
1995 Galerie im alten Schlachthaus, Tübingen
1996 Galerie Mönch, Berlin
1997 Martinskirche, Tübingen
1998 Kunstverein Böblingen
2000 Kulturforum Dreiländereck, Herrnhut (mit Siegfried Schütze)
Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut, Uni Tübingen (Katalog)
2001 Galerie Mönch, Berlin
2003 Galerie Altes Schlachthaus, Tübingen
Kloster Denkendorf bei Esslingen
2005 Kulturhalle Tübingen (Dokumentation)
2007 Galerie Mönch Berlin „Zeichen setzen!“
2010 Sudhausgalerie Peripherie, Tübingen
2011 Galerie im Gewölbe/Osiander, Reutlingen
Galerie Mönch, Berlin „Bauwerken – Hommage à Malewitsch“ (Katalog)
2012 M2O Tübingen „in situ“
Museum für Papier und Buchkunst, Lenningen „Kafka!!!“ + „zeichensetzen“ (Katalog)
2013 Martinskirche Tübingen „TISCHkultur“
2014 Stadtbücherei Tübingen „Zeitenwende – Tübinger Vertrag versus armer Konrad“
Kunstverein Böblingen „after breakfast“
2015 KBT- Galerie Tübingen „Kafka x 3“
2016 Galerie Mönch, Berlin „Will einer wohnen…“
LRA Glashalle Tübingen Projekt: „Kunst im Dialog“
Stadtmuseum Tübingen „Heimatlos“
Kulturhalle Tübingen „Die Dinge, die ich liebe“ (Katalog)
2017 KBT-Galerie Tübingen „Grafik 3“ (Holzschnitte + Prägedrucke)
Galerie Mönch Berlin „Im Bild bleibt die Zeit stehen Part II“

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

1979 Galerie Walramstraße, Wiesbaden
Galerie DAI, Tübingen
1980 Galerie Stolanova, Wiesbaden
1983 Werkstattgalerie 79, Heidelberg (Katalog)
Galerie Brambach, Basel
1984 Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
Galerie Brambach, Basel
1985 Galerie Györfi, Herrenberg
1990 Galerie Leger, München
Galerie Hartl + Klier, Tübingen
1992 Künstlerbund Baden-Württemberg, Stuttgart
2. Internat. Kulturfestival, Sucre (Bolivien)
1993 Kunstverein Villingen-Schwenningen, Franziskaner-Kloster (Katalog)
1998 Symposion, Herrnhut
1996 Kunsthalle Tübingen (Katalog)
1999 Rochade, Alba / Italien (Katalog)
2001 Hans-Thoma-Gesellschaft Reutlingen -11 Positionen Papier- (Katalog)
2004 Diözesanmuseum Rottenburg – Lebensspuren – (Katalog)
2005 Kornhaus-Museum Tübingen (Katalog)
2006 Städtische Galerie Petrosavodsk (Russland) 3.Internationale Kunsttriennale (Katalog)
2007 Kulturhalle Tübingen „Enzyklopädie“ (Katalog)
2008 Kulturhalle Tübingen „Reisebilder/Bilderreisen“ (Katalog)
2009 Galerie Künstlerbund Tübingen „Hommage à Malewitsch“
Galerie Mönch Berlin
2010 Württembergischer Kunstverein, Stuttgart Shedhalle Tübingen „glauben, dass…“
2011 Galerie Mönch Berlin „33 Jahre – 33 Werke“
Kunstverein Bergkamen/Unna „Tischsitten“
MUT Museum der Universität Tübingen („Himmel“);
2012 Galerie Mönch, Berlin „Material Papier“
2013 LRA-Galerie Böblingen „Konnex“
2014 Galerie Stihl, Waiblingen „PapierART“ (Katalog)
Zehntscheuer Rottenburg „Das Runde.“ (Katalog)
KBT-Galerie Tübingen, „KunstxBuch“
2015 Kunsthalle Tübingen „Raumgewinn“
Stadtmuseum Tübingen „Echo – Kunst im Dialog.“
2016 Stadtmuseum Tübingen „Heimatlos“