Bevor die Skulpturen von Ruth Gindhart einen Kontext annehmen können, bilden sie sich wie ein Satz aus Subjekt und Objekt, welche durch ein Verbum verbunden sind. Das stets unsichtbare, nur strukturell fungierende skulpturale Verbum steht anders als in gesprochenen Sprachen immer zugleich in beiden Modi, dem des Aktivs und des Passivs.

Es ist das gleichzeitige Halten und Gehaltenwerden, ein bedingungsloses aufeinander Angewiesen sein und doch getrennt Bleiben. Die Verbindung der Bauteile (Stahl und Holz) durch Stecken und Einschieben verleiht der Skulptur in all ihrer Fragilität zugleich Stabilität.

Erst in der Bewegung durch Veränderung des eigenen Standpunktes und Blickwinkels wird das wohl Austarierte von Be- und Entlastung, von Volumen und Raum wahrgenommen, auch das von realem und gedanklichem Zwischenraum und vor allem dem heiklen Moment, diesem einen Punkt, an dem all das ins Wanken geraten kann. Die Harmonie täuscht, denn Harmonie ist Ebenmaß, ausgeglichen und eindeutig. Ruth Gindhart hingegen zeigt wie fragil diese Sicherheit sein kann. Das Ausloten von Gewicht und Textur vollzieht sich auf einem schmalen Grat zwischen Standbein und Spielbein der Formen, aber auch der Bedeutung. Unter der Ordnung schwingt das Chaos der Realität ebenso mit wie ihre Dynamik.

Biographie:

1954 geboren in Prien am Chiemsee
1972 – 75 Ausbildung als Holzbildhauerin in Oberammergau
1975 – 82 Studium der Bildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Bernhard Heiliger
1981 Meisterschülerin
1981-2003 Dozentin für plastisches Gestalten, Schule für Ergotherapie, Ev. Waldkrankenhaus Berlin
1995 Dozentin an der Werkakademie für Gestaltung im Handwerk, Lüneburg
seit 2000 Atelier in Werder/Havel
lebt und arbeitet in Berlin

Ausstellungen (Auswahl):

1981 Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Bildhauerklassen Berlin -Stuttgart
1982 Hochschule der Künste Berlin, Bildhauerklasse Bernhard Heiliger

Galerie Süd, Berlin

1983 Festspielgalerie Berlin
1985 Kunstquartier Berlin, „30 Jahre Karl-Hofer-Gesellschaft“
1986 Galerie im Körnerpark, Berlin
1987 Galerie Scanart, Berlin
1989 Civitella d’Agliano, Italien, Progetto il luogo
1990 Kleine Orangerie Berlin, „ZeitForm“

Galerie Christof Weber, Berlin „Zeichen-Raum-Zeichen“

1991 Ausstellungszentrum am Fernsehturm, Berlin „Zweitakt“

Stadthalle Leonberg „Plastik ’91“

1992 Kulturforum Lüneburg

märz Galerie, Mannheim und Ladenburg (mit J. Kimstedt)

Galerie Michael Schultz, Berlin

1993 Maximilianpark Hamm, „Kunst der 90er Jahre“
1994 märz Galerien Mannheim

Villa Oppenheim, Berlin

1995 Kulturforum Lüneburg (mit J. Kimstedt)

Schloss Reinbek

Galerie Grewenig, Heidelberg

1996 Villa Oppenheim, Berlin
1998 märz Galerien, Ladenburg

Ahrenshoop, „Im Wind“

1999 Galerie Mönch Berlin, „Skulpturen / Zeichnungen“

Kunstverein Lüneburg, „Skulpturen / Zeichnungen“

2000 Galerie Mönch Berlin
2001 Vulkan Fabrik, Werder
2002 Schloss Waldthausen, „Galerientage Rheinland-Pfalz“

Galerie Mönch Berlin, „Skulpturen und Zeichnungen“

2003 „Skulpturen im Park“, Kommunale Galerie Mörfelden-Wallstadt

Galerie Riedel, Frankenthal, „Skulpturen / Malerei“

2004 Art Frankfurt, märz Galerie

märz Galerie, Mannheim „10 Positionen“

2007 Galerie Mönch Berlin „30 Jahre“

Remise DEGEWO, Berlin

2009 Kunstverein Lüneburg
2010 Galerie oqbo, Berlin, „paperfile #5“

Edvard-Munch-Haus, Warnemünde „paperfile on tour“

DRK Kliniken / Berlin Westend, „Raumzeichen“

2011 Preview Berlin – Art Fair, Galerie oqbo Berlin, „paperfile #7“
2012 Galerie Grewenig, Heidelberg, „Metall konkret“

Galerie Deutsche Werkstätten, Hellerau, „Metall . Konkret . Remix“

Preview Berlin – Art Fair, Galerie oqbo Berlin

2013 Galerientage im Mannheimer Kunstverein, märz Galerie, Mannheim
2014 märz Galerie, Mannheim, „Kontraste“
Galerie Mönch Berlin, „Aus der Sammlung“
märz Galerie, Mannheim, „Ausklang und nochmal zu sehen“
2016 Galerie Mönch Berlin, „Von Winkeln, Wolken, Widerständen“
Galerie oqbo, Berlin “6AUS159”
2017 Kunstfenster ZwischenLinden, Thomasburg, „ausufernd geradlinig“
Galerie Mönch „40 Jahre Galerie Mönch. Part V“, Fotografie, Video, Skulptur
Galerie oqbo, Berlin “positions“
2018 märz Galerie, Mannheim, „résumé 1.2.“ (mit Doris Erbacher und Hans-Jörg Glattfelder)

Stipendien:

1983 Karl-Hofer-Gesellschaft, Berlin
1988 Philip Morris Art Foundation
1989 Senat von Berlin für Civitella d’Agliano, Italien
Senat von Berlin, Förderung für freie Gruppen
1991 Arbeitsstipendium des Senats von Berlin
1993 Notgemeinschaft der deutschen Kunst e.V.
1997 Atelierförderung des Landes Niedersachsen
2010 Atelierstipendium Stiftung für Bildhauerei, Berlin

Skulpturen im öffentlichen Raum:

1984 Flughafen Berlin-Tegel
1994 Jugendhof Brandenburg, Berge
1995 Kulturforum Lüneburg
2001 Gymnasium Ramstein-Miesenbach
2003 Skulpturenpark Mörfelden-Wallstadt

Symposien:

1994 Bildhauersymposion Berge, Jugendhof Brandenburg
1995 Bildhauersymposion Bleckede / Elbe
1998 3. Kulmbacher Kunstsymposion

Öffentliche Ankäufe:

1986 Berliner Künstlerförderung
1992 Berliner Künstlerförderung
1993 Bezirksregierung Lüneburg
2002 Ministerium für Wissenschaft und Kultur Rheinland-Pfalz
2006 Artothek Berlin (Kommunale Galerie)

Öffentliche Sammlung:

Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Vera Molnar-Sammlung