Reiner Mährlein

Reiner Mährlein experimentiert in seinen Skulpturen mit der Kontrapunktik von Fläche und Raum sowie mit der Material-Durchdringung von Eisen, Granit und Papier. Den Generalbass spielt das Eisen, mitsamt seinen korrodierenden Eigenschaften. In eigens entwickelten Techniken, transformiert der 1959 geborene Bildhauer die Qualitäten des Mediums wie auch der Trägerstoffe und legt im Zusammenspiel von Gestaltung und Zufall kadenzartige Spuren zu neuen Lesarten von Bildhauerei.

Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff

Brigitte Matschinsky-Denninghoff (*1923 | †2011) und Martin Matschinsky (*1921) haben mit ihren Skulpturen aus Rohrbündeln ab Mitte der 1960er-Jahre eine einzigartige Qualität in der Bildhauerei des 20. Jahrhunderts hervorgebracht: raue, technische Materialität trifft hier ganz selbstverständlich auf das Schöne. Die Technik, mit der Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff dem Stahlrohr als künstlerischem Element eine unverwechselbare Ausdrucksform verliehen haben, begründet ihren weltweiten Ruhm, und die 1987 entstandene Skulptur BERLIN, auf der Tauentzienstraße, wurde zum Wahrzeichen der geteilten Stadt und des wiedervereinigten Deutschlands.
Gegen Ende der 1990er-Jahre nimmt das Œuvre eine neue Wendung. Freie Linien transformieren das Informel der 1950er-Jahre in die zeitgenössische Skulptur. Die Stäbe sind nicht mehr gebündelt, sondern stehen einzeln und zeichenhaft im Raum. Geballte Raumlinien, voller Energie und zugleich faszinierend immateriell.

Thomas Müllenbach

Thomas Müllenbach – Spezialist für Normalität in all ihren Facetten – stellt mit seinen lakonischen Bildern und Zeichnungen die Normalität in Frage. Im Fokus auf Beiläufiges und Unscheinbares erscheint das große Ganze in kuriosen Details und Rudimenten. Das Auge des 1949 in Koblenz geborenen und seit 1972 in Zürich lebenden Malers denkt im Scharfstellen. Der Weg vom Eindruck zum Motiv, vom Auge zur Hand, ist bei Thomas Müllenbach so unmittelbar und ohne Umwege, dass man meint, der Sehnerv führe hier den Stift oder Pinsel.

Victorine Müller

Mit ihren Performances aber ebenso mit ihren performativen Installationen, Objekten und Fotografien verkörpert Victorine Müller den Begriff der Living Installation aufs Trefflichste. Die archetypischen Bilder der Schweizer Künstlerin lenken die Konzentration auf den Augenblick. Von dort aus gehen Victorine Müllers Arbeiten mit der Phantasie des Betrachters auf eine Reise, in der das Vorher und Nachher, in der die Vergangenheit und die Zukunft stets mitschwingen.
Der Körper als Poesie-Erreger steht im Zentrum ihres Werks und Victorine Müller verwandelt das Phyisische in energiegeladene Bilder oder in fremdartige Wesen aus transparentem PVC von faszinierender Schönheit. Zugleich führt sie den Körper, und nicht zuletzt auch die Wahrnehmung des Betrachters, in Grenzsituationen.

Rainer Maria Schopp

Mit eigenwilliger Poesie und dokumentarischer Klarheit fokussieren die Schwarzweißfotografien von Rainer Maria Schopp (*1950 | †1997) urbane Räume -, allen voran das geteilte Berlin der 1980er-Jahre und die Umbruchsituation der Nachwendezeit. Präzise beobachtete Spuren des Alltäglichen oder scheinbar zufällige Details, in denen sich der öffentliche Raum als Projektionsfläche der Erinnerung spiegelt. Rainer Maria Schopps Fotografien rücken das Beiläufige ins Zentrum und sensibilisieren uns für die verletzlichen Schichten hinter den schroffen Fassaden: der Stadt ebenso wie der Menschen. In den Randzonen der Wirklichkeit entdeckte der Berliner Fotograf den Bodensatz des Urbanen und des Wandels.